Benefizkonzert
mit dem Landespolizeiorchester Baden-Württemberg
Werke eines einzigen Komponisten in einem Heimspiel, durchweg Erst- und Uraufführungen, preisgekrönte Solisten aus der Region und ein Miteinander von Profis und Amateuren: Das Benefizkonzert des Landespolizeiorchesters Baden-Württemberg am 26. Oktober im Lörracher Burghof ist in vielerlei Hinsicht besonders.
Das Landespolizeiorchester (LPO) Baden-Württemberg gestaltet am Sonntag, 26. Oktober 2025, 17 Uhr, im Burghof Lörrach in Zusammenarbeit mit der Stadtmusik Lörrach ein Benefizkonzert. Der in Lörrach lebende Komponist Ralph Bernardy hat mit Chefdirigent Professor Stefan Halder ein sehr spezielles Programm entworfen.
Im Zentrum stehen Ur- und Erstaufführungen zweier groß angelegter Solokonzerte, die Ralph Bernardy für den Riehener Pianisten Leonhard Dering und den Basler Saxophonisten Luis Homedes López komponiert hat. Weiter ist Bernardys Sinfonietta zu hören. Für die Uraufführung zweier neuer Werke, die Bernardy eigens für den Anlass komponiert hat, tun sich die professionellen Musiker des LPO mit der Stadtmusik Lörrach und weiteren Amateurblasmusikerinnen und –musiker aus dem Dreiländereck zusammen: den Dreiländermarsch und die Burghof-Ouvertüre.
Der Eintritt ist frei. Der Erlös der Kollekte am Ende geht an das Projekt Musikpatenschaften der Bürgerstiftung Lörrach, das Familien unterstützt, die sich den Musikunterricht ihrer Kinder nicht leisten können, indem es anteilig die Unterrichtskosten übernimmt, sowie den Verein Sicheres Freiburg, der in Südbaden in der Kriminalprävention tätig ist.
Das Benefizkonzert wird finanziell unterstützt durch den Kulturfonds Landkreis Lörrach, die Stadt Lörrach, den Begegnungsfonds des Trinationalen Eurodistricts Basel sowie den Kunst- und Kulturförderkreis Lörrach.
Zum Hintergrund
Stefan Halder ist es ein wichtiges Anliegen, junge Komponisten aus Baden-Württemberg zu fördern. So sind in den vergangenen Jahren viele neue Werke für Blasorchester entstanden, unter anderem von Ralph Bernardy. Bei einem Telefonat mit dem Komponisten aus Lörrach im Frühsommer 2024 entstand die Idee eines Porträtkonzertes an Bernardys Wohnort. „Ich freue mich riesig, wie sich aus einem ersten Kontakt ein außergewöhnlicher Konzertabend entwickelt hat“, sagt Halder. Alles, was man sich vorgenommen habe, lasse sich realisieren: Ein junger Komponist aus Lörrach bekommt eine große Bühne; die Stadtmusik ist nicht nur Veranstalter, sondern auch musikalisch einbezogen, indem Amateure zwei Werke mit den Profis spielen. Als Solisten wirken zwei Preisträger internationaler Wettbewerbe aus der Region mit. Und das Publikum kommt in den Genuss eines abwechslungsreichen Programms, obwohl alle Werke aus der Feder nur eines Komponisten stammen: von Marsch bis Sinfonie, von traditionell bis Jazz. Stefan Halder hatte ein vergleichbares Porträtkonzert Anfang 2025 zum ersten Mal gewagt, damals allerdings mit George Gershwin. „Das Publikum kann sich sicher sein, dass das Orchester, die Solisten und der Komponist noch selten so viel Arbeit in nur einen Abend gesteckt haben“, verspricht der Chefdirigent.
Der Komponist
Ralph Bernardy (Jahrgang 1988) studierte Komposition bei Wolfgang Rihm und Musiktheorie in Karlsruhe sowie Theorie der Alten Musik an der Schola Cantorum Basiliensis in Basel. Er unterrichtete an den Musikhochschulen in Karlsruhe, Trossingen, Essen und Stuttgart. Seit 2019 ist er Professor für Gehörbildung an der Schola Cantorum Basiliensis. Als Komponist arbeitete Bernardy mit renommierten Solisten und Ensembles zusammen. Sein Stil ist gekennzeichnet durch hohe Virtuosität und spieltechnische Anforderungen bei gleichzeitiger Bindung an die Tradition. Er arbeitet stilistisch vielseitig und ist an alter sowie neuer Musik gleichermaßen interessiert. Schwerpunkte seines Oeuvres liegen im Bereich der experimentellen mikrotonalen Musik sowie im Bereich der sinfonischen Blasmusik. Für professionelle Blasorchester hat Bernardy große sinfonische Werke komponiert, die zum Teil verlegt worden und auf CD erschienen sind.
Die Werke
Ralph Bernardy schreibt Musik, die sich gängigen Kategorisierungen entzieht. Sein dreisätziges Konzert für Klavier und Blasorchester, für den Dirigenten der anstehenden Uraufführung Bjørn Sagstad »vielleicht die neue Rhapsody in Blue«, steht in der Tradition Strawinskys und Gershwins: Es verbindet eingängige Melodien mit Jazzharmonik, vitaler Rhythmik und einer virtuosen Orchesterbehandlung, die das ganze Klangspektrum des sinfonischen Blasorchesters ausschöpft. Ähnliches ließe sich über das ebenso dreisätzige Saxophonkonzert sagen, das gleichwohl einen anderen, lyrisch-sentimentalen Ton anschlägt und an diesem Abend seine Uraufführung erfährt. Beide Werke verbinden den Anspruch an die große sinfonische Form und klassisch-romantische Einflüsse mit Elementen des Jazz und der sinfonischen Blasmusik.
Eine Besonderheit des Konzerts sind zwei eigens für diesen Anlass komponierte Werke, die das Landespolizeiorchester gemeinsam mit Amateurmusikern aus dem Dreiländereck – u. a. von der Stadtmusik Lörrach – uraufführen wird: eine spritzige und tänzerische Burghof-Ouvertüre sowie ein konzertanter, farbenreicher »Dreiländermarsch«. Beide Werke möchten die Buntheit und das Temperament der Region musikalisch einfangen.
Gustav Mahler sagte einst, eine Sinfonie zu komponieren heiße, »mit allen Mitteln der vorhandenen Technik eine Welt aufbauen«. Die Sinfonietta ist eine kleine Welt der Blasmusik und besteht aus vier sehr unterschiedlichen Sätzen, die dennoch miteinander zu einer Einheit verwoben sind. Zwei elegische Soli des Altsaxophons und Englischhorns eröffnen das Werk und präsentieren die Keimzelle des ganzen Werkes: einen Bluesakkord. Es folgen eine majestätische Ouvertüre, ein feuriges, rhythmisch pointiertes Scherzo und eine träumerische Romanze mit solistischem Altsaxophon und einem ausdrucksvollen Euphonium-Solo im Zentrum. Der vierte Satz verwandelt das Material des ersten Satzes in ein heiteres, pulsierendes Finale, das schließlich in einer gewaltigen Schlussklimax wieder in das Thema des ersten Satzes mündet.
Sinfonietta für sinfonisches Blasorchester (2024)
- Moderato
- Vivace
- Lento – Tranquillo
- Allegro giocoso
Konzert für Alt-Saxophon und sinfonisches Blasorchester (2025)
- Vivace – Lento – Moderato
- Adagio religioso
- Tempestoso – Allegro (Swing)
Solist (Alt-Saxophon): Luis Homedes López
Burghof-Ouvertüre (2025)
Dreiländermarsch (2025)
Konzert für Klavier und sinfonisches Blasorchester (2023)
- Allegro assai – Allegro con brio
- Adagio non troppo – Adagio
- Presto – Vivace
Solist (Klavier): Leonhard Dering
Die Solisten
Luis Homedes López, Saxophonist, geboren 1994 in Madrid, studierte in Basel bei Marcus Weiss. Von 2017 bis 2020 absolvierte einen „Master of Arts in Musical Performance“, von 2020 bis 2022 einen spezialisierten Master in zeitgenössischer Musik. 2019 wurde er vom Rahn Kulturfonds Zürich ausgezeichnet, 2021 im Rahmen der „Lucerne Festival Academy“ mit dem Fritz-Gerber-Preis prämiert. Er nahm an so prestigeträchtigen Festivals für zeitgenössische Musik wie Zeiträume Basel, Attacca Festival Basel, Resuena Festival in Caracas, Escucha Errante in Bilbao, Donaueschinger Musiktage oder als erster Saxophonist am Kúrtag-Ligeti-Workshop“ in Budapest teil. Besonders engagiert er sich in der zeitgenössischen Musik, wobei er der Musik mit Elektronik spezielles Interesse beimisst. Gegenwärtig konzentriert er seine Tätigkeit vor allem auf den Bereich der Kammermusik. Als Solist hat er unter anderem mit dem Kammerorchester Basel gespielt. Als Saxophonlehrer unterrichtet er an mehreren Institutionen.
Leonhard Dering, Pianist mit deutschen, russischen und lettischen Wurzeln, wurde 1991 in Tomsk geboren und wuchs in Coburg auf. Er studierte bei Alla Schatz, Lev Natochenny und Konstantin Lifschitz in Frankfurt am Main und Luzern. Er konzertiert in namhaften Konzerthäusern in ganz Europa, an Orten wie Philharmonie München, Beethovenfest Bonn, Radialsystem Berlin, Donaueschinger Musiktage und debütierte als Solist mit dem Hessischen Staatsorchester im Kurhaus Wiesbaden. Am Klavier ist er ein gefragter Kammermusik- und Liedpartner und konzertierte zusammen u.a. mit Konstantin Lifschitz, Nicholas Isherwood, Josy Santos, Andreas Scholl, dem Eliot Quartett oder Mitgliedern des Ensemble Modern. Er engagiert sich für zeitgenössische Musik, hat Werkaufträge initiiert und Uraufführungen neuer Werke gestaltet. Darüber hinaus kuratiert er idie Naxos Hallenkonzerte und die Brückenkonzerte im Ikonenmuseum in Frankfurt am Main sowie die Konzerte am Aussenberg an seinem Wohnort Riehen.
Das Orchester
Das Landespolizeiorchester Baden-Württemberg zählt zu den renommierten Berufsblasorchestern Deutschlands und ist das einzige Berufsblasorchester in der Trägerschaft des Landes Baden-Württemberg. Ein hohes musikalisches Niveau und eine große stilistische Vielseitigkeit zeichnen das Orchester aus. Mit zahlreichen Benefiz-, Gala- und Kirchenkonzerten tragen die Musikerinnen und Musiker den „guten Ton der Polizei“ ins ganze Land und in die Herzen der Menschen. Ob klassische Musik, sinfonische Blasmusik, Swing und Jazz, Rock, Pop oder traditionelle Blasmusik, die 39 Musikerinnen und Musiker des Orchesters begeistern mit ihrer Spielfreude und ihrem Können.
Dirigent
Professor Stefan Richard Halder ist seit Juni 2014 musikalischer Leiter des Landespolizeiorchesters Baden-Württemberg und seit März 2015 offiziell dessen Chefdirigent. In seiner Funktion als Dozent für das Fach Blasorchesterleitung an der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen gibt er mit dem Landespolizeiorchester regelmäßig Meisterkurse im Fach Dirigieren.